Nachprobiert: Le Lointain Blanc

Der Blick aus dem Fenster verheißt Gutes. Die Sonne bricht durch die Wolkendecke. Aus dem Ofen hol ich salziges Blätterteiggebäck. Meine Vorfreude steigt. Sogleich mach ich es mir auf der Terrasse mit einer dicken Decke gemütlich. Vor mir steht eine Flasche »Le Lointain Blanc«, gut gekühlt von Myrko Tépus aus der Provence, die verköstigt werden möchte. Ein mittel intensives zitronengelb breitet sich im Glas aus. Ein Duft der Kühle, als hätte ich einen Salzstein direkt vor meiner Nase. Ist dieser Wein wirklich aus der Provence, der Region mit so vielen Sonnenstunden? Lass mal Schwenken.

Zum salzigen Duft öffnet sich eine etwas unreife Birne, grüner Apfel, dann etwas Zestiges, ich tendiere zu Grapefruit. Im Mund herrscht eine sehr präzise Säure, dann plötzlich schmeichelt mir eine Cremigkeit. Wechselhaft treten Säure und Cremigkeit in Erscheinung, jedoch nie aus der Reihe tanzend, stets in wohlwollender Harmonie. Zur gelbfruchtigen Aromatik tritt eine Röstigkeit hervor, das ist der Spritzer Chardonnay (10 %) aus dem Holzfass. Mmmh lecker.

Ugni Blanc neu interpretiert. Nach dem Schlucken, bleibt eine Röstaromatik, die durch die auffrischende Säure im Mund wieder gesäubert wird.

Mit zunehmender Zeit und 2-3 Grad mehr Temperatur, habe ich neben den zitrischen Eindrücken auch einen Hauch Quitte und blumige Noten. Bei diesem Wein lässt sich nach Lust und Laune mit der Temperatur und Stilistik spielen. Liebhaber die bei Säure Luftsprünge machen, trinken ihn nicht wärmer als bei Kühlschranktemperatur. Soll das Cremige und die Röstaromatik Überhand nehmen, gerne etwas wärmer servieren.

Le Lointain heißt soviel wie »das oder die Ferne«. Was Myrko wohl damit verbindet? Er hat mir verraten, das die Bezeichnung eine Anlehnung an Charles d´Arcussia ist, einst ein Adeliger, geboren in Esparron im 17. Jahrhundert. Charles schrieb ein Buch über Falkenkunde (»traité de chasse au faucon«), dass über lange Zeit als wegweisende Fachliteratur über die Segler der Lüfte diente. 
Sollen wir zusammen abheben?!

Verkostungsnotiz vom 21.10.2021

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